Bestattungen in verschiedenen Religionen und Kulturkreisen -Aleviten-

Die Bestattung bei den Aleviten, einer Glaubensgemeinschaft im Islam, die hauptsächlich in der Türkei und im Nahen Osten verbreitet ist, weist einige Besonderheiten auf, die sie von anderen islamischen Bestattungsritualen unterscheiden. Hier sind die wesentlichen Elemente und Abläufe einer alevitischen Bestattung:

Vor der Bestattung

Vorbereitung des Körpers: Der Leichnam wird gewaschen und in ein Leichentuch (Kefen) gehüllt, ähnlich wie im sunnitischen und schiitischen Islam. Das Waschen des Leichnams wird als rituelle Reinigung verstanden und oft von Familienmitgliedern oder anderen Gemeindemitgliedern durchgeführt.

Aufbahrung und Abschied: Der Verstorbene wird zu Hause oder in einem Kultur- oder Gebetshaus (Cemevi) aufgebahrt. Die Familie und Freunde haben die Gelegenheit, sich zu verabschieden und Abschiedsgebete zu sprechen.

Wer sind die Aleviten?

Die Aleviten sind eine Glaubensgemeinschaft innerhalb des Islam, die hauptsächlich in der Türkei und im Nahen Osten verbreitet ist. Ihre Anhänger finden sich jedoch auch in anderen Teilen der Welt, insbesondere durch Migration. Die Aleviten unterscheiden sich in einigen theologischen und rituellen Aspekten von den beiden Hauptströmungen des Islam, dem Sunnitentum und dem Schiitentum. Ihre Glaubensgrundlagen umfassen Elemente des schiitischen Islams, Sufismus und anatolischen Volksglaubens.

Die Aleviten legen großen Wert auf Toleranz, Menschenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter. Sie betonen die spirituelle Dimension des Glaubens und pflegen eine reiche Tradition von Musik und Poesie. Alevitische Rituale und Feste, wie das Cem-Ritual, spielen eine zentrale Rolle im Gemeinschaftsleben. Trotz ihrer historischen Wurzeln im Islam haben die Aleviten oft eine säkulare Lebensweise und betonen die Trennung von Religion und Staat.

Bestattungsritual

Trauerfeier: Eine zentrale Rolle spielt die Trauerfeier, die im Cemevi abgehalten wird. Es wird oft der Quran rezitiert und Gebete werden gesprochen. Alevitische Geistliche (Dedes) leiten die Zeremonie und sprechen über das Leben des Verstorbenen sowie über die Bedeutung von Tod und Jenseits.

Beisetzung: Anders als in vielen anderen islamischen Traditionen ist die Beisetzung bei den Aleviten oft nicht unmittelbar nach dem Tod. Es kann einige Tage dauern, bis die Beisetzung stattfindet. Die Beisetzung erfolgt in einem Sarg, was in vielen sunnitischen Traditionen unüblich ist, da dort oft eine direkte Bestattung ohne Sarg praktiziert wird. Der Leichnam wird in der Regel in Richtung Mekka beigesetzt.

Nach der Bestattung

Trauerzeit: Die Trauerzeit wird intensiv begangen. Es gibt bestimmte Trauerperioden, in denen die Familie des Verstorbenen Besuche von Freunden und Verwandten erhält, um Trost zu spenden. Dies kann bis zu 40 Tage dauern.

Gedenkveranstaltungen: Es werden regelmäßig Gedenkveranstaltungen abgehalten, bei denen der Verstorbene geehrt und seiner gedacht wird. Diese Veranstaltungen finden oft in regelmäßigen Abständen nach der Bestattung statt, wie z.B. nach sieben Tagen, 40 Tagen und einem Jahr.

Besonderheiten und Unterschiede

Spiritualität: Die Aleviten legen großen Wert auf die spirituelle Bedeutung des Lebens und des Todes. Der Tod wird als Übergang in eine andere Existenzform betrachtet.

Gemeinschaft: Gemeinschaft und Zusammenhalt spielen eine große Rolle. Die Rituale sind oft gemeinschaftlich und betonen die Verbindung der Lebenden mit den Verstorbenen und der Gemeinschaft insgesamt.

Musik und Poesie: Bei den Trauerfeiern können auch Musik und Poesie eine Rolle spielen, um das Leben des Verstorbenen zu feiern und den Trauernden Trost zu spenden.

Die alevitische Bestattungskultur betont die Verbindung zwischen dem Diesseits und dem Jenseits sowie die Bedeutung der Gemeinschaft in Zeiten der Trauer.

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