Sterben und Tod in Japan – Ein Überblick
Der Tod ist in Japan von tief verwurzelten Traditionen und symbolischen Bedeutungen geprägt. Viele dieser Bräuche stammen aus dem Buddhismus und Shintoismus, jedoch beeinflussen auch konfuzianische und christliche Elemente die Bestattungsriten. Der Umgang mit dem Tod ist oft von Tabus und strengen Ritualen begleitet.
Tabus rund um den Tod
In der japanischen Kultur gibt es zahlreiche Tabus, die mit dem Tod in Verbindung stehen. Eines der bekanntesten ist die Zahl Vier, die im Japanischen „shi“ ausgesprochen wird – dasselbe Wort für „Tod“. Deshalb wird die Zahl Vier oft vermieden, sei es bei Geschenken, in der Architektur oder in Alltagsgegenständen. Sushi beispielsweise haben meist drei, fünf oder sieben Farben, aber niemals vier.
Der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Tod
In Japan wird zwischen einem „guten“ und einem „schlechten“ Tod unterschieden. Ein „guter Tod“ ist ein schneller und unerwarteter Tod, wie zum Beispiel ein Hirnschlag, der als „rôsui“ bezeichnet wird. Als ideal gilt es, friedlich im hohen Alter und im Kreise der Familie zu sterben, was „pokkuri“ genannt wird.
Die Beerdigungszeremonie
Die meisten japanischen Bestattungen folgen buddhistischen Riten, wobei Elemente aus dem Shintoismus, Christentum und Konfuzianismus einfließen. Während die genauen Abläufe variieren, gibt es einige grundlegende Elemente, die fast überall beachtet werden.
Vorbereitung des Verstorbenen
Nach dem Tod wird der Verstorbene rituell gewaschen und ihm mit angefeuchteten Lippen Wasser gereicht. Anschließend wird er in einen weißen Kimono gekleidet. Der Körper wird mit dem Kopf nach Norden aufgebahrt, bedeckt mit einem weißen Laken und einem weißen Tuch über dem Gesicht. Zum Schutz vor bösen Geistern wird ein Schwert auf den Körper gelegt – entweder echt oder als Attrappe.
Trauerfeier und Einäscherung
Vor der Beisetzung erhält der Verstorbene einen neuen buddhistischen Namen, der auf einer Gedenktafel am Altar steht. Die Feier beginnt mit einer Ansprache eines Mitarbeiters des Bestattungsinstituts. Danach rezitieren Priester Sutren oder halten eine Predigt. Familienmitglieder oder enge Freunde halten Grabreden und zünden Räucherstäbchen an.
Die Bedeutung der Asche
Nach der Einäscherung werden die Knochen aus der Asche entnommen. Eine Besonderheit ist das Weiterreichen der Knochen von Stäbchen zu Stäbchen oder das gleichzeitige Aufnehmen eines Knochens durch zwei Personen. Anschließend wird die Urne mit der Asche nach Hause gebracht und 49 Tage lang auf einem schlichten Altar aufbewahrt.
Langfristige Gedenkrituale
Die Gedenkrituale enden nicht mit der Beisetzung. Weitere Zeremonien finden am 100. Tag nach dem Tod, nach einem Jahr, zwei Jahren sowie nach sechs, zwölf, 22, 26, 32, 48 und 100 Jahren statt.
Die Rolle des Geldes in der Bestattungskultur
In Japan ist es üblich, dass Trauergäste Geldgeschenke überreichen. Diese werden in speziellen Umschlägen mitgebracht und belaufen sich meist auf 5.000 bis 10.000 Yen pro Person. Anders als bei Hochzeiten erhalten die Gäste nur kleine Gegengeschenke wie Handtücher oder symbolische Dankesgaben.
Fazit
Die japanische Bestattungskultur ist tief in Religion und Tradition verwurzelt. Von der Vermeidung unheilvoller Zahlen bis zu den jahrzehntelangen Gedenkritualen zeigt sich die enge Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten. Das Streben nach einem guten Tod und das Festhalten an traditionellen Riten zeugen von einer Gesellschaft, in der der Tod nicht nur ein Ende, sondern auch ein wichtiger Teil des Lebenskreislaufs ist.
Episodenliste:
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