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Ein einfacher Lieferwagen reicht eben doch nicht

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Bestattungsunternehmen dürfen Verstorbene nicht in herkömmlichen Lieferwagen transportieren. Das habe das Landgericht Berlin in einem von der Bestatter-Innung Berlin-Brandenburg angestrengten Verfahren entschieden, teilte der Verein am Mittwoch in der Hauptstadt mit. Die Innung war gegen ein Unternehmen vorgegangen, das Leichen in normalen Lieferwagen überführte.

Dabei hatte die Innung das Gleiche bemängelt, das auch ich hier im Bestatterweblog benannt habe.
Die fehlenden Befestigungsmöglichkeiten für einen unfall- und rutschsicheren Transport von Särgen oder Tragen mit Verstorbenen, die unzureichende Möglichkeit der Säuberung des groben Holzausbaus und das pietätlose Erscheinungsbild, das waren die Hauptargumente.

Dem folgte das Gericht in allen Punkten. Außerdem hat das Gericht in seinem Urteil den vor einigen Wochen passierten Fall des Diebstahls eines ähnlichen Transporters mit immerhin 12 Särgen verwiesen. Auch dieses Fahrzeug war nicht als Leichenwagen erkennbar gewesen.

Gut, das halte ich für ein etwas überzogenes Argument, weil sehr viele Bestatter für Fernüberführungen und Krematoriumsfahrten bewußt neutrale Fahrzeuge einsetzen. Ja, manche Altenheime und Krankenhäuser bitten sogar darum, möglichst mit einem neutralen Fahrzeug zu kommen, das nicht auf den ersten Blick wie ein Bestattungsfahrzeug aussieht. Aber zwischen einem weniger auffälligen, neutralen Fahrzeug und einem roten Lieferwagen, der innen aussieht wie der eines Haushaltsentrümplers gibt es ja auch noch einen gewissen Unterschied.

Im entsprechenden Zeitungsartikel heißt es:

„Die Bestatter-Innung ermunterte Angehörige von Verstorbenen, die Bestattungsunternehmen ausdrücklich nach ihrer Art von Fahrzeugen zu befragen.“

Das ist eine gute Idee. Aber es muß auch einmal darauf hingewiesen werden, daß selbst die Angehörigen oft, wegen des Aufsehens in der neugierigen Nachbarschaft, darum bitten, mit einem neutralen Fahrzeug zu kommen, „um die Ecke“ zu parken oder wenigstens so spät zu kommen, daß kein Betrieb mehr auf der Straße ist.
Ganz von der Hand zu weisen, daß ein Bestattungsfahrzeug ruhig auch wie ein neutraler Lieferwagen aussehen darf, ist es also nicht.

Nur gibt es eben einen Unterschied zwischen einem neutralen Fahrzeug und einer roten Gerümpelkiste.

Das Urteil (Aktenzeichen 91 O 133/12) ist noch nicht rechtskräftig, weil das betroffene Unternehmen Berufung eingelegt hat.

Quelle: Die Welt

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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 5. April 2013

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5 Kommentare
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Sibylle Luise
10 Jahre zuvor

So wirklich Verständnis habe ich nicht dafür, wenn Angehörige einen „neutralen“ Wagen wollen. Das hat für mich zum einen etwas von „Entsorgung“ und zum anderen frage ich mich, wozu es gut sein soll. Die Nachbarn werden doch mit hoher Wahrscheinlichkeit eh früher oder später merken, dass der XY verstorben ist! Aber wenn es zum Thema „Tod“ kommt, scheinen manche Leute wirklich schräg zu ticken. Ich erinnere mich da noch gut an die Nachbarn meiner Großmutter. Sie war schwer krank gewesen und wir hatten sie – ihrem innigsten Wunsch folgend – aus dem Krankenhaus zum Sterben nach Hause geholt und die letzten drei Tage dort betreut. Es war wirklich schön – alle ihre noch lebenden Kinder waren da, ihre sechs Töchter und drei von den Enkeltöchtern haben sie umschichtig gepflegt, sie war keinen Moment allein und sie ist schließlich in meinem Arm gestorben, während meine Mutter und eine meiner Tanten neben ihr saßen. Das war ungefähr um halb vier in der Nacht. Wir haben sie dann gewaschen, frisch angezogen, ordentlich in ihr Bett gelegt, zwei Kerzen… Weiterlesen »

Chris
Reply to  Sibylle Luise
10 Jahre zuvor

ich hätte den Nachbarn ruhig die Anzeige machen lassen Polizei/Ordnungsamt/Staatsanwalt/Richter brauchen auch mal was zum lachen 😉

Ich wünsche dem lieben Nachbarn, dass mal neben/über/unter ihm eine Person verstirbt und dort Wochen bis Jahre liegt! DIE Anzeige würde dann sogar ich gerne sehen…

Ihr habt alles richtig gemacht!

Jassy
Reply to  Sibylle Luise
10 Jahre zuvor

Hallo,

das ist echt nicht zu fassen, was Ihnen da widerfahren ist!!! Wie kann man so egoistisch (Nachbar), sein? Das macht mich so wütend zu lesen. Ich habe Hochachtung vor Ihnen und Ihrer Familie, dass Sie Ihrer Oma den Weg so schön gemacht haben.

Grüße

Roland
10 Jahre zuvor

Mir wäre das sowas von wurscht, wie ich abgeholt werde. Mir reicht auch ein Dachgepäckträger (es sei denn, man kann meine Organe noch gebrauchen, dann sollte man sorgfältiger mit meiner Leiche umgehen). Ich weiß nicht, warum die Leute immer auf diese Äußerlichkeiten achten. Würdiges Andenken oder wie immer man sagen will hat damit nichts zu tun.

nochpuls
Reply to  Roland
10 Jahre zuvor

sag mal roland…du bist wohl mit dem tod noch nicht in verbindung gekommen, sonst würdest du hier nicht so ein blödsinn schreiben…!
wenn es bei dir soweit ist, dann gehst du einfach vorab zum bestatter und legst dich in seine kühlung,kannst dann auf den dachgepäckträger verzichten!!!




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