Ich bin 100 %ige Befürworterin der Organspende. Meine Familie ist konservativ und strikt dagegen, da sie die Meinung vertreten, dass die Leichen derart „verstümmelt“ werden, dass ein Abschiednehmen am offenen Sarg nicht mehr möglich wäre. Ist das denn wirklich so schlimm? Gibt es aus deiner Sicht Organe, die man von einer Transplantation ausschließen sollte damit trotzdem eine offene Aufbahrung möglich ist? Auch wenn die anderen Entnahmenarben nicht sichtbar sind, würde mich trotzdem interessieren ob die Wunden mit Sorgfalt verschlossen werden.
Ein erfahrener Bestatter kann jeden Verstorbenen, egal welche Organe ihm entnommen wurden, für eine offene Aufbahrung herrichten. Entfernte Augen würden evtl. einem darin nicht geübten Bestatter Probleme verursachen, aber auch hier kann man entsprechende Füllungen einsetzen.
Die Narben von der Organentnahme sind etwas grober, als bei einer Naht am lebenden Menschen. Sie muß/kann ja nicht mehr verheilen und muß auch nicht mehr „schön“ verheilen. Aber sie sind in der Regel ordentlich ausgeführt. Vielfach wird heute „getackert“, das heißt man verwendet einen Apparat, mit dem entsprechende Klammern auf die Naht gesetzt werden. Das sieht sehr sauber und ordentlich aus.
Aber Du hast natürlich Recht, man sieht diese Narben unter der Totenbekleidung nicht mehr.
Selbstverständlich gibt es immer wieder auch Fälle, in denen man jemanden, dem die Organe entnommen worden sind, nicht mehr aufbahren kann. Zumeist sind diese Gründe dann aber so gelagert, daß sie auch zutreffen würden, wenn keine Organentnahme stattgefunden hätte.
Ein guter Bestatter wird die Angehörigen behutsam über die Umstände informieren. Er wird dann entweder zu einer Aufbahrung raten oder davon abraten. Es ist klug, diesem Vorschlag des Fachmanns zu folgen, er kennt sich aus und weiß was machbar ist.
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Schade, dass (noch) so viele Leute aus solch irrationalen Gründen die Organspende – und damit die Möglichkeit anderen Menschen das Leben zu retten oder zu erleichtern – ablehnen.
@Shark:
Der Tod ist in der Regel keine rationale Sache, sondern eine sehr emotionale, deswegen sollte man persönliche Entscheidungen oder Empfindungen respektieren und nicht in eine bestimmte Richtung drängen.
@Shark:
Mir gefällt ja in diesem Zusammenhang die Widerspruchsregelung sehr gut, die unter anderem in Österreich gilt – wer zu Lebzeiten nicht explizit widerspricht, kommt als Organspender(in) in Frage.
In jedem Fall würde ich einer Organspende zusagen – mir doch egal, am Ende. Was noch zu gebrauchen ist, gehört auf jeden Fall der Allgemeinheit. Ist doch nur die Hülle – abgesehen davon will ich eh verbrannt werden. Also hat es sich mit der Aufbahrung sowieso gegessen.
Klingt hart, ist aber so.
Aufbahrung und Verbrennung schließen sich aber gegenseitig nicht aus.
Ich bin Bestatter UND Organspender. Das geht. 😉
PS. „Fräulein, ich bin Organspender, möchten Sie vielleicht 18 cm?“
Darf ich`s behalten, Stefan?
@ MiniMoppel: Der Tod mag keine rationale Sache sein, erst recht nicht, wenn man damit unvorbereitet konfrontiert wird. Aber in dem oben genannten Fall, da lange vor dem Tod mit den Angehörigen darüber gesprochen wurde und man ihnen mitgeteilt hat, was man für sich möchte, da meine ich ist das eine andere Sache.
Da stellen die Angehörigen ihren Wunsch nach einer „intakten“ Leiche (von der ihnen der Abschied womöglich am wenigsten Probleme bereiten würde, wegen ihres Mindfucks [sorry…] und nicht etwa, weil sie tatsächlich nach der Organentnahme mit irgendetwas horrormäßigem konfrontiert werden würden), über den Wunsch und die Entscheidung des Betroffenen. Und vielleicht auch über das Leben und Wohlergehen eines anderen Menschen.
Das kann ich einfach nicht nachvollziehen.
@ Paulchen: Die Regelung ist wirklich besser, als die deutsche.
Die Organspende ist ein vorübergehender Spuk in der Medizingeschichte, eher eine kollektiv-barbarische Sentimentalität (Ja, das gibt’s!) als eine echte Errungenschaft. Sie ist sogar in gewisser Hinsicht eine Bankrotterklärung der Medizin, die aber viele vor dem Tod Verängstigte beeindruckt und ihnen völlig falsche Hoffnungen macht. Ich werde nie auf ein Organ warten und spende auch keins. So toll ist das Leben – jedenfalls zur Zeit – nicht, dass ich das Bedürfnis habe, sein natürliches oder halt unerwartetes Ende hinauszuschieben. Allerdings habe ich bis jetzt sehr gut gelebt (obwohl ich keineswegs reich bin) und weiss, dass es von da her an IRDISCHEM nichts Nennenswertes zu verpassen gibt. Wenn jemand darin eine Irrationalität erkennen will, darf er sein Vergnügen damit haben. Ich verurteile Niemand, der ein Occasionsherz oder sonst ein Second-Hand-Organ begehrt oder umgekehrt, aus Mitleid sowas von sich gibt. Es gibt verschiedene Lebenserfahrungen und entsprechend unterschiedliche Auffassungen davon, was Leben sei und wie man sich dazu einstellen will. Ich bin nicht gegen Organtransplantation, ich lehne sie für mich und von mir ab und ich wehre mich dafür,… Weiterlesen »
Mitleid? Kann man so oder so empfinden – und anderen Menschen unterschieben, auch wenn diese nicht so empfinden.
Ich hatte kürzlich noch einen alten Verstärker/Tuner übrig und nur mehr zufällig nicht verschrottet, als ich einen neuen gekauft hab, und der meiner Freundin ging kaputt. Also hab ich ihn hergeschenkt.
Ist doch mit der Organspende genauso.
Solange die Familie nur *sagt*, dass sie es nicht gut findet, ist’s ja okay. Das soll jeder halten, wie er möchte.
Ich finde die österreichische Lösung auch gut. Würde sie noch erweitern um: wer nicht gibt, bekommt auch kein Organ.
Nu warte ich noch auf meinen Einsatz als Knochenmarkspenderin, Blut geht bei mir nämlich nicht.
@Petro Warum die Spende eine Bankrotterklärung sein soll, verstehe ich nicht recht. Wegen der schwierigen Begleitumstände? Die hat man doch bei anderen Behandlungen auch… *kopfkratz*
Mitleid?
Das hat für mich nichts mit Mitleid zu tun. Sich mit Organen begraben zu lassen, die die Lebensqualität eines anderen Menschen steigern, oder sein Leben verlängern könnte, das wäre … als würde ich mich mit 1 Million Euro verbuddeln lassen. Ich habe keinen Vorteil davon und andere, die dieses Geld dringend bräuchten, denen fehlt es.
Ich kann ja Angst als Motiv verstehen, wenn Leute sich so sehr mit ihrem Körper identifizieren, dass sie auch noch um das Wohlergehen ihrer Leiche besorgt sind. So irrational das auch sein mag.
Aber ein: „Ich will nicht, das mein Leben verlängert wird und darum ermögliche ich dies auch keinem anderen. (Auch wenn der nichts sehnlicheres möchte.)“ – Das ist einfach … absurd.
Apropos intakte Leiche: Wenn eine Aufbahrung nach einer Obduktion möglich ist, dann doch wohl auch nach Organspende. Wie sieht es eigentlich mit der Organspende aus, wenn eine Obduktion angeordnet wird?
Die Fragestellerin muss sich einfach überlegen was ihr wichtiger ist, die Gefühle iher Familie oder ihre Einstellung zur Organspende/ihre Einstellung zur Gesndheit anderer. Ist eine sehr persönliche Entscheidung, aber ich wette ihre Angehörigen sind „die Sorte“ Angehörige, die es jetzt nicht gutfinden, sich aber im Falle des Falles mit Foto der Tochter und rührigen Blabla- geschwurbel nach dem Motto „Unsere Tochter ist ja so eine gute Seele und sie lebt weiter“ in irgendwelchen rührigen Oma- Zeitschriften abdrucken lassen. Bin übrigens Organspendegegnerin, finde aber das jeder sich gefälligst Gedanken zu machen hat und diese auch in Form eines ausgefüllten Organspendeausweises (man kann ja nicht nur zustimmen, sondern auch widersprechen oder nur für Bestimmte Organe/ Gewebe zustimmen oder ablehnen!!!) in der Geldbörse bei sich zu tragen hat. Das einzig Pietätlose ist die Fragereri der Angehörigen, wo ist denn da der große Aufwand sich das einfach mal zu überlegen und den Auswei auszufüllen (braucht nur 2-3 Minuten)? PS: An alle die sich jetzt zum Thema informieren: Passt mit den Gewebespenden auf. Gewebe gibts nicht nur für „unheilbar Kranke“… Weiterlesen »
@Paulchen (3): nein, diese Lösung (die auch hier in Frankreich gilt) ist NICHT gut. Denn wenn ein Widerspruch „nicht auffindbar“ ist, wird gegen den erklärten Willen der Person „entnommen“ – das ist, nebenbei, keine Spende mehr, sondern Organraub… – und das KANN nicht der Sinn der Sache sein. In Ländern mit WIderspruchslösung muß sich der Widersprechende seinen Widerspruch eigentlich auf den Bauch tätowieren lassen, damit er nicht irgendwo verlorengeht – oder es muß ein Zentralregister angelegt werden. Ein Zentralregister von Leuten, die das tun, was ihr gutes Recht ist, aber von Leuten wie dir oder Earonn (11) und Shark (12) schief angeguckt werden… Übrigens wird in den USA inzwischen in einigen Kliniken nicht mehr auf den Hirntod gewartet, sondern ab Herzstillstand ausgeweidet. Da stellt sich bestimmt manches Mal die Frage, ob da nicht einer NICHT wiederbelebt wurde, um mit seinen Ersatzteilen andere, besser zahlende Kunden ausstatten zu können. Und das, wo schon die Sache mit dem Hirntod alles andere als eindeutig ist: wenn ich keine Ströme messen kann, heißt das, daß keine da sind, oder… Weiterlesen »
@ Wolfram:
Irgendwie stehen mir gerade die Haare zu Berge.
Übrigens ist das, was Du im letzten Absatz schreibst das, was mich davon abhält, Organspender zu werden.
Ich bin aber davon überzeugt, dass einige ihre Meinung (und da schließe ich mich nicht aus) ganz schnell ändern würden, wenn sie ein neues Organ bräuchten oder jemanden in der nahen Verwandschaft hätten…
hallo, ich weiss nicht ob ich hier richtig bin mit meiner frage, finde aber sonst nichts im netz deswegen wende ich mich hier her ich beschäftigt eine frage grade ziemlich…und zwar- mein onkel der am do einen schlaganfall hatte und gleich hirntod war..
@Wolfram
Autsch. Da könnte man, wenn man keinen Widerspruch finden, jemandem klatt mal aus Versehen das Leben retten. Das gilt es natürlich zu verhindern, deswegen lassen wir lieber hunderte Organe im Boden verrotten von Leuten, die nur zu faul waren, den Ausweis zu drucken.
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