Frag den Bestatter

Unsere Plüschtiere sollen mit ins Grab

Mit viel Freude lesen wir seit einiger Zeit dein Blog und seit kurzem beschäftigt uns eine Frage.
Aber bitte nicht lachen, das ist eine ernste Frage:
Wir sind ein Haushalt mit einem kinderlosen, erwachsenem Paar, in dem einige liebgewonne Plüschtiere leben. Die Plüschtiere sind uns ans Herz gewachsen. Da tauchte die Frage auf, ob es erlaubt ist, sich mit Plüschtieren bestatten zu lassen. Wäre schön, wenn du uns kurz mit ja oder nein antworten könntest, unsere Plüschis wären übrigens einverstanden.

Die Frage ist doch durchaus nicht zum Lachen. Man ersetze einfach „Plüschtiere“ durch den Gegenstand, der anderen etwas bedeutet und schon hat die Frage eine ganz allgemeine Bedeutung. Nebenbei bemerkt: Plüschtiere sind noch das Harmloseste und wohl auch (neben dem Buch) das Häufigste, was mit in den Sarg gelegt wird.

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Nun ist es aber so, daß man aufgrund der Friedhofsordnungen, die ja von Ort zu Ort verschieden sind, wieder einmal keine generell zutreffende Antwort geben kann. Die meisten Satzungen werden wohl inzwischen vorschreiben, daß nur verrottbare Gegenstände mit in den Sarg gegeben werden dürfen.

Dennoch aber wird auf sehr vielen Friedhöfen solange über Verstöße gegen diesen Passus hinweggesehen, wie die Angelegenheit nicht überhand nimmt. Im Zweifelsfall ist eben bei späterem Wiederausheben des Grabes außer den Sargbeschlägen und Resten von Sarg und Sargausstattung noch ein halbverfallener Teddy oder eine Flasche vom Lieblingsbier des Verstorbenen oder ein Sportpokal im Grab. Das wird dann in 15 oder 20 Jahren oder wann immer das Grab mal wieder geöffnet wird, weggeworfen.

Das macht den Friedhofsarbeitern auch normalerweise nichts aus, solange sie nicht Tonnen von Krempel pro Tag entsorgen müssen; hier und da eine Kleinigkeit – und keiner sagt was.

Außerdem gilt auch hier wieder, daß diverse kleine Aufmerksamkeiten in Papierform die Kooperationsbereitschaft zumeist sehr rasch erhöhen.

Damit später einmal alles so läuft wie Ihr Euch das vorstellt, ist es wichtig, daß Ihr zu Lebzeiten darüber redet und diesen Wunsch auch äußert. Sofern Ihr eine Vorsorge plant, solltet Ihr die Wünsche bezüglich der Kuscheltiere auch dem Bestatter mitteilen, der kann nämlich nur Wünsche erfüllen, die er auch kennt.

Tut mir leid, daß die Antwort so lang geworden ist, ich hatte keine Zeit für eine kürzere.

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 16. Juli 2012 | Peter Wilhelm 16. Juli 2012

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Engywuck
14 Jahre zuvor

obligatorischer Nervensägenhinweis: Banknoten sind schon lange nicht mehr aus Papier hergestellt, Euro-Scheine sind beispielsweise reine Baumwolle, also prinzipiell Stoff. Deshalb kann man sie auch waschen 🙂

turtle of doom
14 Jahre zuvor

@ Engywuck:

Nein. Als Grabbeigabe wählt man am besten Schecks.

Die verrotten ja auch wie die Banknoten.

14 Jahre zuvor

@Engywuck: Schon richtig, aber die letzte Woche habe ich im MoMa gelernt, daß auch Büttenpapier beispielsweise aus Baumwolle gemacht wird. Ich glaube nicht, daß Papier zwangsläufig nur aus Holzfasern sein muß/kann und ich glaube nicht, daß alles was man aus Baumwolle macht, als Stoff bezeichnet werden kann.
Der Bezeichnung „Stoff“ im Sinne von Textilem fehlt meiner Meinung nach die Verwirkung in Form von Weben, Filzen oder so.

Papier wird aus pflanzlichen Fasern gemacht, das kann Holz sein, kann aber auch Baumwolle usw. sein. Vielleicht liege ich da falsch, aber nach meiner Einschätzung ist Euro-Geld durchaus aus Papier, es sei denn es handelt sich um Münzen. 😉

14 Jahre zuvor

Die Herstellung (müsste) den Unterschied machen.
Stoff wird aus Kette und Schuss gewoben und dann evtl. noch beim Walken verfilzt.

Bei Papier werden die Bestandteile verflüssigt und der Papierbrei dann entweder wie beim Büttenpapier in Formen mit einem Sieb unten gefüllt oder aber eben auf Rollen gemacht. Aber:

keine Kette und kein Schuss zu sehen. Außer vielleicht dem der Autorin +g*

Matthias
14 Jahre zuvor

Die Frage stelle ich mir auch bei meinem Volvo…
Aber ich würde mich nur dann [in] meinem Volvo begraben lassen, wenn er auch tatsächlich, sollte es dann für mich einmal soweit sein, selbst nicht mehr fahren würde. Und das ist unwahrscheinlich 😉

Nogger
14 Jahre zuvor

hmm – die „kleine Aufmerksamkeit in Papierform“ nennt der Gesetzgeber Vorteilsgewährung (vom Geber) bzw. Vorteilsannahme (vom Nehmer), im schlimmeren Fall (wenn die Beilage verboten ist) sogar Bestechung bzw. Bestechlichkeit.
Ich glaube doch nicht, dass du die Leser hier zu Straftaten ermuntern willst.

14 Jahre zuvor

Kleine Aufmerksamkeien in Papierform sind jetzt Straftaten? Soll das Heißen, ich darf keine kleinen Gedichtbände oder Aphorismensammlungen mehr verschenken?
Keine Autogrammkarten, keine Poster?

Big Al
14 Jahre zuvor

@ Fox.
keine Visitenkarten, keine Schecks, keine Postkarten, keine „Flyer“, kein Bargeld, nix.
Schluß, aus, Ende.
Nur noch auf elektronischen Wegen bargeldlos bestechen…
😉 B. A.

Big Al
14 Jahre zuvor

Da war ich zu schnell beim Wegschicken, weiter geht´s.
Bestechung nur noch per Kartenzahlung, jeder Friedhofsmitarbeiter bekommt sein eigenes Kartenlesegerät für die bargeldlosen Aufmerksamkeiten.
B. A.

Silke
14 Jahre zuvor

ist doch ne süße Idee und nichts außergewöhnliches.
Meine verstorbene Patentante, Puppensammlerin, ist damals mit zwei Ihrer Lieblingspuppen im Arm bestattet worden.

Die vor kurzem Verstorbene Petra Schürman übrigens mit einem Stoffteddye zusammen.

p.s.
ich möchte später meinen Rosenkranz mitnehmen,
das Material zwar glaub ich nicht verrotbar, aber religiöse Gegenstände sind, denk ich „übliche“ Sargbeigaben.

Ma Rode
14 Jahre zuvor

Das würde ich meinen Plüschtieren nicht antun, dass sie mit mir in die Kiste wandern! Nee, dann lieber an wissende und hütende Hände weitergeben …

14 Jahre zuvor

Ich finde ja den letzten Satz am Besten:

„Tut mir leid, daß die Antwort so lang geworden ist, ich hatte keine Zeit für eine kürzere“

Je länger man darüber nachdenkt, desto logischer erscheint es. Sich beim Erzählen auf das Wesentlichste zu beschränken, ist in der Tat eine Kunst. 🙂

Blogbeobachter
14 Jahre zuvor

@11: So sehe ich das auch. Irgendwie ist mir das Thema auch geläufig; von so etwas muß vor längerer Zeit schon anderswo (im Zweifelsfall nicht im Internet) die Rede gewesen sein.

Mich erinnert die Diskussion daran, vielleicht doch mal einen Zettel zu hinterlegen, wo bestimmte Dinge im Falle einer Haushaltsauflösung hingehören, weil da etwas ziemlich gewaltig schieflaufen könnte. Über diesen Punkt hier müßte ich erst nachdenken; es gibt eben Umstände, da ist das etwas schwieriger, da gibt es keine offenkundige Antwort, keine von vornherein wissenden Hände. Aber die Idee hier kommt mir keinen Deut besser als der Müllcontainer vor.




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