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Frag den Bestatter

Würdelose Entsorgung?

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Leider ist inzwischen vielen völlig unwichtig, wo ihre Verstorbenen bleiben. Hauptsache irgendwie unter die Erde und keine Arbeit damit. Denn, wem es wichtig ist was mit dem Verstorbenen passiert, der wird auch die für ihn passende, oder vom Verstorbenen gewünschte Form, wählen.
Es wird kein Mensch gezwungen „unwürdig“ zu bestatten. Für mich entstehen durch diese Kommunikation im Webblog folgende Fragen: Was ist unwürdig? Die Art der Bestattung oder die Haltung der Herzen (Menschheit) zu diesem Thema? Was ist Würde? Eine tiefe Empfindung oder eine Show?

Leider ist die Realität etwas anders.
Ich möchte diesen Kommentar „von hinten aufdröseln“.
Es kommt tatsächlich einzig und allein darauf an, was die Angehörigen im Herzen bewegen. Alles andere ist nur das Drumherum, das veranstaltet wird, um der leblosen Hülle oder dem letzten Häufchen Asche einen anständigen Abschied mit brauchbarer Endlagerung zu bescheren.

Ob die Asche nun in alle Winde verstreut wird, ob sie in einen Fluß geschüttet wird oder ob sie im Wald unter einem Baum vergraben wird, das alles spielt letztlich keine Rolle.

Es ist auch egal, ob da viele oder wenige Leute dabei sind, ob es Blumen gibt, ob Musik gespielt wird und ob der Sarg nun aus billigem Nadelholz oder hochglanzpoliertem Mahagoni besteht.
Alles das spielt überhaupt keine Rolle, wenn die Art und Weise, wie eine Bestattung durchgeführt wird, in etwa das widerspiegelt, was sich der Verstorbene gewünscht hat/hätte und dem Genüge tut, was die Angehörigen benötigen, um die Zeremonie als würdevoll und angemessen zu empfinden.

Das bedeutet: Sofern sich Familien bewusst für etwas ganz Einfaches entscheiden, hat man das -auch als Bestatter- zu akzeptieren. Es gibt so viele Spielarten von Trauerbewältigung, da steht es Außenstehenden nicht zu, zu bewerten, was richtig oder falsch ist.
Das was bei den Leuten ein gutes Gefühl im Herzen hinterlässt, das war genau das Richtige.

Was dem einen als unwürdige Schnellentsorgung vorkommt, ist für den anderen absolut perfekt. Das was der eine als „schöne Leich'“ empfindet, also eine große, pompöse und oft auch teure Bestattung, das empfindet der andere als absolut übertriebene Verschwendung.
Nochmals meine Oma: „Der eine trinkt gerne Kaffee, der andere lieber Tee.“

Nun gibt es aber Fälle in denen jemand unter die Erde gebracht wird und bei denen ganz andere Hintergründe vorhanden sind, aus denen heraus es so gehandhabt wird, wie es dann gehandhabt wird.
Sei es, daß man auf diese Weise dem Verstorbenen noch einmal eins auswischen will, sei es, daß die eigenen finanziellen Mittel nicht ausreichen oder sei es, daß sich die Familie über die Art der Bestattung uneins sind. Außerdem gibt es noch die Fälle, in denen Billigbestatter den Leuten schlicht und ergreifend Schrott als Leistung verkaufen.

Ich will das anhand von ganz aktuellen Fällen schildern, die mir in den letzten Tagen von Lesern des Weblogs berichtet worden sind.

1. Fall:
Der Verstorbene war ein Despot, ein Familientyrann und hat Frau und Kinder psychisch und physisch zeitlebens unter Druck gesetzt. Für seine Beerdigung hatte er immer mal wieder hochtrabende Wünsche geäußert. Vom großen Chor bis hin zum einstündigen Requiem in der Domkirche und schwarzen Pferden vor einer historischen Leichenkutsche war alles dabei.
Überdies hatte er angeordnet, seine Frau und seine Kinder müßten, was überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist -zumindest in den meisten Teilen Deutschlands- ein ganzes Jahr in Schwarz gehen und in diesem Jahr dürfe es in der Familie keine Geburtstags- oder Weihnachtsfeiern geben. Außerdem dürfe seine Frau nicht wieder heiraten (was die eh nicht vor hat, sie hat die Schnauze voll) und es dürfe im Trauerjahr weder ferngesehen, noch getauft, gezeugt oder in Urlaub gefahren werden.
Was hat er bekommen?
Die Tochter fragte im Namen der Witwe und der anderen Geschwister an, was ich dazu meine, wenn sie dem Vater einen anständigen, schnörkellosen Schlichtsarg kaufen, ihn auf dem Friedhof in einem Reihengrab mit kompletter Steinabdeckung beisetzen lassen und außer einer einfachen Trauerfeier gar nichts machen.

Jetzt muß man als Bestatter natürlich etwas aufpassen.
Es kommt nämlich, und das werden die hier mitlesenden Bestatter bestätigen können, nicht allzu selten vor, daß sich der Verstorbene urplötzlich in einen „ganz einfachen und schlichten Menschen“ verwandelt, „der sowas alles gar nicht haben wollte“, wenn die Angehörigen merken, daß das ein kleines Stück vom Erbe flöten geht, wenn sie dem Verstorbenen seine letzten Wünsche erfüllen.
Ich habe es selbst erlebt, daß ältere Menschen bei mir waren und sich nur mal erkundigen wollten. Sie haben dann im Gespräch genau gesagt, wie sie sich ihre Bestattung dereinst vorstellen. So einen dicken Sarg, wie der Opa mal hatte, ganz viele Blumen und eine schöne große Anzeige, damit auch alle Freunde kommen können; und natürlich einen ausgiebigen Leichenschmaus. Das Geld habe man schon seit Jahren genau für diesen Zweck zurückgelegt und ansonsten sei ja für die erben noch genug da.
Wenige Wochen später steht dann eine Tochter mit strichschmal zusammengepressten Lippen vor mir und erklärt, dieser Mensch habe ja unbedingt gewünscht, im einfachsten Verbrennersarg sofort ohne Feier eingeäschert und dann anonym beigesetzt zu werden. „Eine Überurne? Nein, die brauchen wir nicht, das wären ja 68 Euro zusätzlich, meine Mutter war eine ganz bescheidene Frau.“
Mutti hätte 8.000 Euro hingelegt, weil sie sich ein schönes Grab mit Stein gewünscht hätte.
Die Tochter zahlt dann 1.500 und Mutti kommt irgendwann im September im Morgengrauen mit 130 anderen Urnen irgendwo auf der Friedhofswiese unter die Erde.

Fall 2:
Es wird fälschlicherweise in den Medien gerne so dargestellt, als ob das jetzt, angesichts der Zahl der Hartz-IV-Empfänger und Arbeitslosen, fast schon die häufigste Variante sei: Das Sozialamt bezahlt eine angemessene, würdige und ortsübliche Bestattung.
Zwar ist die Zahl der Sozialbestattungen gestiegen, die häufigste Variante ist aber immer noch die klassisch bestellte und selbst bezahlte Bestattung. Viel zu groß sind die Hemmnisse, um vom Amt Geld zu bekommen, denn fast immer gibt es irgendeinen unter den Bestattungspflichtigen, der die Kosten übernehmen kann.
Aber es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, daß sich viele Familien nicht so eine Beerdigung leisten können, wie sie es vielleicht gerne getan hätten.
Ich bin aber der Meinung: Wenn man schon -aus welchen Gründen auch immer- auf die milden Gaben der Allgemeinheit angewiesen ist, dann darf man über das, was man dann bekommt, nicht auch noch meckern.
Lassen wir einmal die Ausrutscher, bei denen übereifrige Sachbearbeiter der Sozialbehörden zu viel sparen wollten, außen vor. In den allermeisten Fällen zahlt das Amt das absolut Nötige und das ist manchen Hilfeempfängern zu wenig.
Wie ich aber oben schon schrieb, kommt es nicht in erster Linie darauf an, was man macht, sondern wie man es macht. Und hier gibt es mannigfaltige Möglichkeiten, mit ganz wenig Aufwand und fast ohne Kosten auch aus einer Sozialamtsbestattung eine sehr würdevolle und feierliche Angelegenheit zu machen.
Mit preiswerten Blumen, Kerzen, Tüchern und einer selbstgebrannten CD mit den Lieblingsliedern des Verstorbenen kann man sogar am Grab, ohne das Kosten für die Trauerhalle entstehen oder im preiswert anzumietenden Saal der Kirchengemeinde eine schöne Trauerfeier organisieren.
Man hat so vieles selbst in der Hand, man muß nicht einfach nur das Einfache nehmen und dann sagen, daß das nicht genug gewesen sei.

Fall 3:
Die Familie ist uneinig über die Art der Bestattung und am Ende bekommt der Verstorbene mehr aus Verzweiflung 08/15 verpasst.
Eine Tochter will eine Feuerbestattung mit wenig Kosten, der Bruder möchte Erdbestattung, große Trauerfeier und Pomp.
Die Mutter hätte lieber eine Seebestattung und der Verstorbene wollte eigentlich in einen Bestattungswald.
Am Ende gibt es das, was am Ort die meisten nehmen: Erdbestattung, Reihengrab und genau der gleiche Grabstein wie nebenan…

Fall 4:
Komplettbestattung 799 Euro stand auf dem Schild des Billigbestatters und erst im Kleingedruckten offenbart sich, daß da noch hoheitliche Gebühren (Kremation, Ärzte, Urkunden, Grab) in Höhe von fast 2.000 Euro hinzukommen.
Da ist der Tote aber schon abgeholt worden und die Angehörigen haben nun die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub. Entweder sie geben beim Billigbestatter unterm Strich mehr aus als bei einem ganz herkömmlichen Bestatter oder aber sie beißen in den sauren Apfel und sind mit der Verstreuung der Asche an einer tschechischen Krematoriumsmauer oder dem Verscharren in einem Schweizer Wald einverstanden…

Fazit:
Es gibt also offensichtlich viele Gründe, warum eine Bestattung sehr einfach gehalten wird oder werden muss. Aber es kommt, aus Sicht des Bestatters, nicht allein darauf an, wieviel Geld zur Verfügung steht, um eine würdevolle und schöne Trauerfeier zu gestalten. Ein guter Bestatter kann auch für Familien mit eingeschränktem Budget eine anständige Trauerfeier organisieren.
Wie dem auch immer sei: Letztlich zählt, was man im Herzen bewegt! Denn nur da „wohnen“ die Ahnen und nicht im Boden des Friedhofs.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 10 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 5. Juni 2012 | Peter Wilhelm 5. Juni 2012

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hajo
13 Jahre zuvor

Sag‘ ich doch immer: es kommt nicht auf die „offensichtlichen“ Dinge an, sondern nur darauf an, ob man sich (und wie) den/die Verstorbene/n im Herzen bewahrt.
Für manche (vor allem Ältere) ist es sicherlich wichtig, einen Platz zu haben, wo man „Zwiesprache“ mit den Verstorbenen halten kann und auch ich bin (noch nicht ganz so alt) zugegebenermassen ab und zu am Grab meiner Eltern und halte in diesem Zusammenhang auch Zwiesprache mit meiner in Hamburg betatteten kleinen Schwester.
Jedem das Seine.
Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main
Hajo

Sepulturera
13 Jahre zuvor

Außerdem gibt es auch Hinterbliebene, die den ganzen Glanz drumherum nicht verkraften. Es gab schon den ein oder anderen, der zu mir sagte er möchte keine Trauerfeier und auch bei der Beerdigung nicht dabei sein, weil sie es nervlich einfach nicht durchstehen würden. Und solchen Leuten glaubt man auch, denn man merkt, dass selbst der Gang zum Bestatter eine unglaubliche Überwindung ist. Und wenn sie dann noch verzweifelt an der Armutsgrenze leben, aber soviel Stolz haben, nicht zum Sozialamt gehen zu wollen, denn das hat die Mutti oder der Opa nicht verdient, dann „verkauft“ man auch guten Gewissens ein anonymes Urnengrab. Liebe ist trotz allem da, egal wo die Asche „Verscharrt“ ist, wie sich manche gern ausdrücken.

Thomas
13 Jahre zuvor

Meine Großtante war Ordensschwester in einer caritativen Kongregation. Ihre Bestattung war an Schlichtheit nicht zu überbieten (Kiefernsarg, kurze Andacht in der Klosterkapelle, Grab mit Holzkreuz und Dauergrün in der entsprechenden Ecke des Klostergartens). Es war trotzdem eine der schönsten und würdevollsten Beerdigungen, die ich erlebt habe.
Es kommt ja auch nicht auf die äußere Form an. Auch nach 25 Jahren ist sie in unserer Familie unvergessen und die Mitschwestern gedenken ihrer am Todestag im Gebet und mit dem Eintzünden einer Kerze.

Sam0815
13 Jahre zuvor

„Letztlich zählt, was man im Herzen bewegt! Denn nur da „wohnen“ die Ahnen und nicht im Boden des Friedhofs.“

Ich kann Tom nur zustimmen.

Mein Schwiegervater ist vor 1 1/2 Jahren viel zu jung am Krebs gestorben. Meine Frau war seit der Beerdigung noch nicht wieder am Grab, was Schwiegermutter und Schwägerin offensichtlich sauer aufstösst.

Dafür ist er aber immer noch in unseren Herzen, wir sprechen oft über ihn, die Kinder erinnern sich an die Erlebnisse mit ihm. Dazu muss ich nicht zwingend an das Grab, wo nur noch die Hülle liegt.

Der Eine möchte einen Platz haben, an dem er stille Zwiesprache halten kann, der Andere kann das überall. Wie so viele andere Dinge auch ist das Geschmackssache, das kann man niemandem vorschreiben.

Sam

URS
13 Jahre zuvor

Sehr schön zusammengefasst, Tom.

Ich lese daraus, dass eine vernünftige Bestattungsvorsorge mit vorbezahlter Veranstaltung für den wenigsten Ärger unter den Hinterbliebenen sorgt.
Die Kinder können nicht die Kosten zusammenstreichen, der Ort ist bereits festgelegt, die Hinterbliebenen können sich mit anderen Dingen als der Organisation beschäftigen.

Beim Tod meiner Mutter haben wir mit wenigen Gästen gerechnet (~20). Dass dann die Kirche überraschend gut gefüllt war und auch an der Bestattung deutlich mehr Weggefährten teilgenommen haben, fand ich persönlich sehr aufbauend und ja — auch würdevoll.
Wenn bei einem zurückgezogen lebenden Stinkstiefel nur ein paar Zwangsbesucher dabeisind, halte ich das für viel schlimmer.

Chrissi
13 Jahre zuvor

Mein Vater wollte anonym bestattet werden, erst ins Feuer und dann unter einen Randstein (bei uns gibt es diese kuriose Möglichkeit, unter einen Wegrandstein gesetzt zu werden), alternativ irgendwo auf die Wiese, wo ihn bloß keiner findet. Und ne große Feier sollte es auch nicht werden, wir sollten ihn so in Erinnerung behalten, wie er war. Einen Großteil seiner Wünsche hat er bekommen, sogar noch ein Gimmik, dank unseres super netten Bestatters (an dieser Stelle nochmal Danke, die Beerdigung war toll!) er hat das Logo seiner Lieblingsband auf die Urne bekommen. Allerdings haben wir es nicht eingesehen, ihn irgendwo ganz anonym beisetzen zu lassen. Wie sagte mein Bruder so passend: Ich will wenigstens irgendwo einen Ort haben, wo ich auf den Alten spucken kann, wenn ich sauer auf ihn bin, weil er Murks gemacht hat! Hört sich jetzt böse an, ist aber nur halb so ernst gemeint. Wir wollten einen Ort haben, wo wir ihn loben, schimpfen und uns ausheulen können… ergo hat er ein halb anonymes Urnengrab bekommen, unter nem schönen Baum im Schatten.… Weiterlesen »

ein anderer Stefan
13 Jahre zuvor

Ich denke, unwürdig erscheint manches, weil sich gerade um die Bestattung mancherlei Traditionen ranken, die mitunter nur vage definiert sind, weil „man“ darüber ja nicht spricht. Wenn jetzt jemand bei einer Beerdigung gegen diese unausgesprochenen Traditionen verstößt, kommt das bei traditionsbewussten Leuten schlecht an und sie empfinden es als unwürdig. Außerdem kann man sich darüber hinterher wunderbar das Maul zerreißen…
Wie Tom ja auch immer wieder betont, ist eine Bestattung eine Ausnahmesituation, mit der die meisten schlicht überfordert sind. Das trägt sicher auch zu manchem Ausrutscher bei.

Kay Gee
13 Jahre zuvor

„Für mich entstehen durch diese Kommunikation im Webblog folgende Fragen: Was ist unwürdig? Die Art der Bestattung oder die Haltung der Herzen (Menschheit) zu diesem Thema? Was ist Würde? Eine tiefe Empfindung oder eine Show?“ Ich will nur auf diese Sätze eingehen, sonst rege ich mich zu sehr auf. 1. Der Verfasser hat nur oberflächlich und kurz oder gar nicht die Artikel und Kommentare verfolgt und ist dadurch schlicht und ergreifend unsachlich. 2. Was unwürdig ist? Ganz einfach: Unwürdig ist es, etwas zu kritisieren, wovon man einfach keine Ahnung hat. Unwürdig ist es auch, die Meinung anderer als Show abzustempeln und nicht zu tolerieren. 3. Würde ist, wenn man für sich selbst entscheidet, was man möchte, dies hoch erhobenen Hauptes für sich selbst vertreten kann und dabei nie vergisst, dass andere Menschen andere Meinungen, Glauben, Überzeugungen und Ansichten haben, für die sie ebenso stehen wie man selbst. Dieser Weblog gibt Anregungen, informiert, ist sachlich und humorvoll gleichzeitig und wenn sich die Kommentatoren mal erfrischend offen äußern, wird von draußen gleich gebellt, statt sich vernünftig zu… Weiterlesen »

Uli-mit-Hut
13 Jahre zuvor

Kay Gee … bin genau Deiner Meinung! Gut zusammengefaßt und auf den Punkt gebracht.

13 Jahre zuvor

Was ist Würde? Eine merkwürdige Frage, wenn sie in diesem Zusammenhang gestellt wird. Würde ist etwas, was aus dem Menschen heraus kommt. Der Tote ist bar jeder Würdigung, allein die Erinnerung an das, was er einst war, wird durch eine Beerdigung gewürdigt. Doch die Bestattung dient nicht dazu, dem Toten gerecht zu werden, sondern den Lebenden. Sie müssen weiterleben, der Tote ist bereits weitergereist auf einem Pfad, wo wir nicht folgen können. Die Beerdigungszeremonie hilft den Hinterbliebenen, mit ihren vielfältigen Gefühlen fertig zu werden, sie verabschiedet die Toten bis man sie – vielleicht – wiedersieht. Nicht dem Verstorbenen zuliebe wird beerdigt (dem kanns mal egal sein, er merkt nichts mehr davon), sondern, damit die Hinterbliebenen dem Verstorbenen einen letzten Dienst erweisen können. Und danach, mit sich im Reinen sagen können: „Nu kannste gehen“. Und so wirds auch vielfach empfunden. Nicht selten enden die Geschichten von Tom mit einem „Tschüss, Schatz“ wenn sich die Leute verabschieden. Jo, geldgierige wirds immer wieder geben. Aber Kleinlichkeit fällt irgendwann *jedem* auf die Füsse. Glücklich sind kleinliche Leute nie, denn… Weiterlesen »

13 Jahre zuvor

Vielleicht stehe ich allein auf weiter Flur, aber der „Leichenkult“ gibt mir nichts. Für mich sind das lediglich leere Hüllen, die einmal ein empfindendes Wesen waren. Natürlich trauere ich auch um einen verstorbenen Menschen, der Verlust des Wesens schmerzt auch mich.

Nur brauche ich für die „Entsorgung“ der Überreste keinen ausufernden Kult. So wissen meine Angehörigen, dass sie sich das Erbe lieber teilen sollen, anstatt es für Prunk und Pomp bei der Beerdigung auszugeben.

Schlecht für den Bestatter vor Ort, ist aber meine Haltung dazu.

shivling
13 Jahre zuvor

Ich sehe die Rolle des Toten ein bißchen anders: Es ist ja richtig, dass er von der Beerdigung nichts mitbekommt und diese also offenkundig eher den Hinterbliebenen dient. Aber lebte der Tote nicht in dem Wissen, selbst einmal so oder so beerdigt zu werden? Hat er nicht selbst an der ein oder anderen Beerdigung teilgenommen, sich dabei vielleicht Gedanken zur eigenen gemacht und Erwartungen entwickelt? Denkt nicht der ein oder andere Trauergast gerade jetzt bei dieser Beerdigung daran, dass er einst auch so oder so enden wird? Also ist doch gerade der Umgang mit dem Toten selbst doch nicht so nebensächlich!? Wenn es richtig wäre, dass es bei einer Beerdigung gar nicht um den Toten selbst, also um den Leichnam geht, warum dann der ganze Zinnober? Kann man sich dann nicht zu Hause treffen, ein paar Kerzen anzünden, ein Bild aufstellen und einige mehr anschauen…? Und den Toten dem Bestatter überlassen? Ich störe mich auch manchmal etwas an der Formulierung der „bloßen Hülle“: Natürlich besteht vieles am Wesen des menschen an nicht materiellen Dingen: Seine… Weiterlesen »

hajo
13 Jahre zuvor

jetzt lasst uns doch mal die Emotionen vergessen: Jemand, der verstorben ist, ist nicht mehr existent – zumindest hat er/sie die „sterbliche Hülle“, also den materiellen Körper verlassen.
Tantchen (@10) hat’s eigentlich auf den Punkt gebracht: die Trauerfeier dient ausschliesslich den (Über-)Lebenden – ohne jede Sentimentalität!
Das klingt hart und dem wird sicherlich der Eine oder Andere widersprechne wollen, aber den Beweis des Gegenteils muss jeder schuldig bleiben müssen.
Es geht doch vor Allem darum, gegen das Vergessen anzu“kämpfen“ und eine Weg zu finden, mit der Tatsache des Todes (der jeden von uns irgendwann finden wird) fertig zu werden. Und da gilt es doch lediglich (aber mit Macht) Abzocker in die Schranken zu weisen.
Dazu ist sicherlich dieses Blog ein wertvoller Ratgeber
.. danke Tom!

ein anderer Stefan
13 Jahre zuvor

13 hajo: Dazu aufrufen, beim Thema Beerdigung die Emotionen zu vergessen, finde ich seltsam. Ja, eine Beerdigung dient den Überlebenden dazu, Abschied zu nehmen. Dabei spielt der Leichnam oder die Asche aber eine entscheidende Rolle, gleichsam als Symbol des Verstorbenen – der Körper ist das stärkste Symbol, dass ich mir vorstellen kann. Deswegen hat das Drumherum eine enorme symbolische Bedeutung, und deswegen kriegen die Leute, die dazu neigen, einen Heulkrampf, wenn der Sarg in die Erde herabgelassen wird, denn das ist das Zeichen, das der oder die Verstorbene endgültig weg ist. Auch das ist ein Symbol. Sicher, der Tote kriegt nichts mehr davon mit, soweit wir wissen, der Körper jedenfalls nicht. Es ist aber den Hinterbliebenen daran gelegen, dem/der Toten die „letzte Ehre“ zu erweisen und ihm/ihr einen letzten Dienst zu erbringen.

hajo
13 Jahre zuvor

@14: bitte lies doch bis zum Ende!
Es geht doch nicht ums Vergessen, aber die „Würde“ des Toten wird doch nicht durch Formalien bestimmt, oder?

ein anderer Stefan
13 Jahre zuvor

15 hajo: Von Formalien habe ich nichts geschrieben. Was Würde ausmacht, kann kein Mensch allgemeingültig bestimmen oder in Vorschriften fassen, das ist sehr subjektiv – da sind wir uns einig, denke ich. Aber was im Rahmen einer Beerdigung den Lebenden dient, dient letztendlich auch dem Andenken des Toten, auch wenn dieser nichts mehr davon „hat“.

Ich finde es sehr schwer, beim Thema Beerdigungen ohne Emotionen zu diskutieren, denn ein endgültiger Abschied ist auch in der theoretischen Diskussion immer emotional besetzt. Umso wichtiger ist es, sich hier im Vorfeld zu informieren, um im Falle eines Falles gewappnet zu sein und nicht auf unseriöse Anbieter hereinzufallen. (Ich finde, Abzocker klingt nach Boulevardpresse, nach „Geiz ist geil“ – das mag ich nicht so gerne, rein vom Begriff her, nicht vom Inhalt.) Und wenn Toms Blog dazu dient, dass die Aaraus dieser Welt als unseriös entlarvt werden, hat er ein Ziel erreicht, denke ich.

shivling
13 Jahre zuvor

@hajo: Natürlich ist der Tote als Person, so wie wir in kannten und mit ihm zu tun hatten nicht mehr existent. Ich verstehe aber die Folgerung nicht, die Du daraus ziehst: Das nämlich das einzige, was eben DOCH NOCH von ihm existiert, nun total unwichtig sein soll.

valerie
13 Jahre zuvor

ich halte auch nichts vom „leichenkult“! ich bin max einmal pro jahr am grab meiner mutter, was mir schon viele diskussionen mit meiner oma eingetragen hat. und als vor einiger zeit ein guter freund von uns gestorben ist, um dessen beisetzung wir uns massgeblich gekümmert haben, haben wir auch einen einfachen sarg und eine einfache, schnörkellose urne gewählt, hauptsächlich, weil er es so gewollt hätte.
aber, ich bin der meinung, dass ein körper, der uns durchs leben getragen hat, mal mehr, mal weniger jahre, es verdient hat, mit anstand an die erde übergeben zu werden. es muss jeder für sich entscheiden, was er da als würdevoll und angemessen betrachtet und bezahlen kann bzw möchte. ich denke, so wie jeder mensch ein individuum ist, so sollte auch jede beerdigung individuell sein dürfen, ohne dass jemand sich das maul drüber zerreisst!

Ralph A. Schmid
13 Jahre zuvor

Ich finde alleine schon diese Bestattungspflicht schräg. Ich lege keinen Wert auf ein Grab, auf eine Gedenkstätte, ich hätte auch keinerlei Problem mit dem Wissen, irgendwann mal in einer Tierkörperverwertungsanstalt verarbeitet zu werden. Es widerstrebt mir, daß da von jemandem zwangsweise Geld für etwas ausgegeben werden muß, was ich gar nicht will, wovon ich nichts habe.

hajo
13 Jahre zuvor

@Ralph,
Du vertrittst hier das andere Extrem. Um nicht falsch verstanden zu werden: Dies ist zu akzeptieren, auch wenn es dem Einen oder Anderen gehörig gegen den Strich geht.
(Sichwort: „In meinem Staat kann jeder nach seiner Facon selig werden“ – der „Alte Fritz“)
Aber die Bestattungspflicht hat – ausser dem, na sagen wir mal, „sozialen“ auch einen praktischen Sinn: was glaubst Du, wieviele Leichen in „Kellern“ oder verscharrt im Wald sein würden und wie viele Verbrechen nicht aufgedeckt werden würden, gäbe es diese Pflicht nicht. Dass damit auch ein Geschäft gemacht wird (übrigens nicht nur von einigen Bestattern, sondern auch von Kommunen etc.), ist ein Übel, gegen das leider kein Kraut gewachsen ist.

Big Al
13 Jahre zuvor

Lange war ich ruhig… Wenn es mal „wirklich“ auf das eigene Ende zugeht wird mancher der sich jetzt hier als „coole Sau“ aufführt schon überlegen wie er „entsorgt“ werden will. Und die Tierkörperbeseitigungsanstalt ist dann nicht mehr unbedingt die Option „Nummer 1“. Wollt ihr allen Ernstes als Industriefett, Tierfutter oder ähnliches verwertet werden? Hat euch denn schon der Rinderwahn/Kreutzfeld-Jakob oder was weiß ich gepackt? Da kann ich mich nur angewidert abwenden. DAS ist jetzt wirklich würdelos, seine Entsorgungsmentalität und vermeintliche „Coolness“ anderen auf „Teufel-komm-raus“ auf`s Auge zu drücken. Eigene Facon hin, Alter Fritz her. Man sollte immer im Auge behalten dass eine Trauerfeier, egal wie wir dazu stehen, den Hinterbliebenen ein letztes Ritual zum Abschiednehmen bietet. Und ob die Toten mitbekommen was mit ihnen geschieht, wer weiß es wirklich? Ein Mindestmaß an Anstand sollte immer gewahrt werden, den der Tote, das könnte jeder von uns hier sein, überlegt euch das mal. Der Mensch ist ein sehr empfindlicher Organismus, da muß nicht erst ein Laster drüberfahren, ein winziges Blutgerinnsel genügt,eine kleine Bakterie (die sich natürlich vermehrt,… Weiterlesen »

shivling
13 Jahre zuvor

@19 also jetzt wird`s aber wirklich absurd: Die Bestattungspflicht hat nämlich auch was mit hygienischen Aspekten zu tun. Und gäbe es sie nicht, würden wohl bald wegen Leuten wir Dir (sorry!) die Leichen, wie ab und an zu sehen die Sofas und alten Waschmaschinen, im Park und Wald liegen.

Es zwingt Dich auch überhaupt niemand, einen Bestatter in Anspruch zu nehmen: Du kannst ALLES selbst erledigen. Kauf eine Kiste im Baumarkt (die Sargpflicht dient nunmal auch hygienischen Aspekten), hol Dir den Leichenpass und alle Dokumente selbst, fahr Deinen Papa zum Krematorium und lass die Urne anonym beisetzen. Da „zockt“ Dich keiner ab. Und die Gebühren die nun mal dort und da anfallen, hast Du bei der Entsorgung Deiner Waschmaschine auch, das ist keine Abzocke.

P.S.: Ethische Aspekte habe ich hier bewusst außen vor gelassen, auf die legt Ralph ja eh keinen Wert. Und sorry, wenns etwas persönlich ist.

Asz
13 Jahre zuvor

Mein Traum ist eigentlich, daß mein Körper in die Ostsee geworfen wird und die Fische mich futtern. Dann hat noch jemand was von meinem Körper.
Das ist völlig ernstgemeint.
Aber auch nur ein Traum, denn wenn in die Ostsee, dann nur als Asche.
Da hat auch keiner was davon.
Also sollen sich die Nachkommen mit rumschlagen. Wessen und wieviel Geld die dabei ausgeben ist völlig schnuppe.
Sollte es wider Erwarten doch ein Leben nach dem Tode geben, habe ich hoffentlich besseres zu tun, als meine Trauerfeier zu kontrollieren.

Tom
13 Jahre zuvor

Im Freundeskreis gab es kürzlich einen Todesfall, bei dem der Verstorbene per letzte Willen angeordnet hat, nur die günstigsten Optionen beim Begräbnis auszuwählen. Begründung: Ihr spart Euer Geld und ich habe eh nix mehr davon. Wäre nur rausgeschmissenes Geld.




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