Menschen

Spätzle?

Sie sind beide weit über Siebzig, vielleicht haben sie sogar die Achtzig überschritten. Er ist etwas tapperig und zitterig, sie klein, flink und etwas nervös. Das Paar leidet unter dem süddeutschen Saugtrieb. Meine Frau und ich setzen uns in Restaurants immer ziemlich abseits, damit wir uns in Ruhe unterhalten können. Es vergeht aber kein Restaurantbesuch, bei dem nicht ein Paar mit Saugtrieb das Lokal betritt.

Diese Leute kommen in das ansonsten bis auf uns leere Restaurant und fühlen sich von uns angesaugt. Der einzige mögliche Platz für die unter dem Saugtrieb leidenden Menschen ist der nächste freie Platz direkt neben uns. Und vom Saugtrieb sind immer und grundsätzlich nur Leute befallen, die sich nur in der Lautstärke eines Martinshorns artikulieren können.

Er: „Gibts hier auch Schnitzel?“
Sie: „Mußte in die Karte gucken.“
Er: „Hab die Brille nicht mit.“
Sie: „Dann guck ich eben.“
Er: „Haben die Schnitzel?“
Sie: „Die haben hier Kartoffeln, Reis, Kroketten und Pommes.“

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Er: „Und keine Schnitzel?“
Sie: „Da steht nichts von Spätzle.“
Er: „Mir egal was es dazu gibt, Hauptsache die haben Schnitzel.“
Sie: „Ich kann ja mal fragen, daß Du aber auch immer alles so kompliziert machen mußt.“
Er: „Ein Schnitzel ist doch was ganz Normales.“
Sie: „Da steht aber nichts von Spätzle.“
Er: „Was? Ich will ein Schnitzel, ein ganz normales Schnitzel, Schweinefleisch, plattgeklopft und paniert.“
Sie: „Panierte Spätzle? Sowas hat ja die Welt noch nicht gehört! Also wirklich, Du wirst mit dem Alter immer wunderlicher.“
Er: „Wer hat denn was von Spätzle gesagt, ich will ein Schnitzel, haben die sowas?“
Sie: „Ich frag jetzt den Wirt!“

Sie: „Sie da, haben Sie auch Spätzle?“
Der Wirt kommt, grüßt freundlich und hört aufmerksam zu.
Sie: „Ich wollte mal wissen, ob Sie auch Spätzle haben.“
Wirt: „Pommes, Reis, Kroketten und Kartoffeln, bei Spätzle müßte ich mal in der Küche fragen…“ (geht)
Er: „Und, haben die Schnitzel?“
Sie: „Der geht grad mal fragen, daß Du aber auch nie mit dem zufrieden bist was es gibt.“
Er: „Ich will ein Schnitzel!“
Wirt: (kommt wieder, schüttelt den Kopf): „Leider…, keine Spätzle.“
Sie: „Wissen Sie was, bringen Sie meinem Mann einfach ein Schnitzel, das ißt der sonst auch immer. Der ist etwas schwierig, müssen Sie wissen.“

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Menschen

Die Geschichten und Berichte über Menschen sind u.a. Erzählungen und Kurzgeschichten aus der Welt der Bestatter.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 10. Juli 2012 | Peter Wilhelm 10. Juli 2012

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14 Jahre zuvor

panierte Spätzle? Nicht übel muß ich mal versuchen!

🙂

Mascha
14 Jahre zuvor

Gebratene Nudeln mit Paniermehl und Speck sind tatsächlich was feines.
*hach* das klingt so sehr nach meinen Großeltern, meine Oma hat auch grundsätzlich für meinen Opa bestellt. Falls er es doch wagte, selber was zu ordern, hat sie es so lange schlechtgemacht, bis es ihm wirklich nicht mehr schmeckte…Tja, das ist wohl überall gleich.

Stefan
14 Jahre zuvor

Das ist von Loriot, gib’s zu! 😉

Panierte Spätzle erinnert mich an eine Geschichte, die mein Bruder vom Bund erzählt:
Da meinte doch am ersten Abend nach dem Essen der Neue, dass er die panierten Spaghetti doch etwas zäh fand; und dass die auch noch in Ringform waren, war auch seltsam…. 😀

Brent
14 Jahre zuvor

Heißmann und Rassau haben als Waltraud und Mariechen eine ähnliche Nummer, bei der es um Karpfen/Krapfen geht.

Bernd das Brot
14 Jahre zuvor

Es gibt kein MartinShorn! Der Name des Horns der Firma Deutsche Signal-Instrumenten-Fabrik Max B. Martin ist ein als solcher feststehender Name und der Schreibt sich ohne „s“ aber dafür mit Bindestrich (Martin-Horn) 😀 Das Horn klingt in den Ohren eines FFlers geil, diese VerballHORNung jedoch nicht… xD ;D
So, genug geklugscheissert.

Ja, Loriot hatte halt doch Recht 😀

14 Jahre zuvor

@ Brotbernd: Tut mir leid, daß ich Dir widerspreche. Laut Duden heißt es korrekt Martinshorn. Punkt. Möchte man speziell das Folgetonhorn der Firma Martin bezeichnen und die registrierte Marke dieser Firma verwenden, schreibt man „Martin-Horn“.
Ansonsten finde ich keine Quelle, die besagt, daß Martinshorn falsch ist.

Es ist mir aber schon oft untergekommen, daß Ausbilder bei Rettungsdiensten, der Feuerwehr und der Polizei, gerne auch in Bestatterschulen, irgendein unwichtiges Nebenwissen als nonplusultra verkaufen und Generationen von Ausgebildeten mit diesem Pseudowissen durch die Gegend rennen.

14 Jahre zuvor

Genau so ist es. Als geplagter Wirt habe ich bei solchen Gästen auch das Resistenzgen festgestellt. Das sorgt dafür, dass negative Auskünfte nicht oder nur sehr schwer wahrgenommen werden.

jemand
14 Jahre zuvor

[quote]süddeutschen Saugtrieb[/quote]
Dabei dachte ich daran, dass da Rentner sitzen und alles Essen in sich reinsaugen, wie Nudeln etc, da die Leute keine Zähne haben.
Hab mir gedacht, ihr setzt euch weg, da das so eine Sauerei gibt.

bloeder_hund
14 Jahre zuvor

Martinshorn oder Martinhorn,
ist ja nicht so tragisch.
Vielleicht könntet ihr euch „auf Vorrichtung zum abgeben eines akkustischen Sondersignals“ einigen 8)

Anja
14 Jahre zuvor

Das mit dem Saugtrieb ist doch leicht zu erklären: Du hast eine gewisse Körpermasse, und die zieht eben die Masse der nächsten Gäste an, also müssen sie sich direkt neben Dich hinpflanzen. Ois isi…

Helmut
14 Jahre zuvor

Die Produktbezeichnung der Firma Max B. Martin lautet in der Tat Martin-Horn. Die Bezeichnung Martinshorn hat sich aber als allgemeine Bezeichnung für die Sondersignal-Anlege durchgesetzt- So wie Tesa-Film für durchsichtges Klebeband oder Inbus-Schlüßel für Innen-Sechskant-Steckschlüßel

Bernd das Brot
14 Jahre zuvor

Ich weiß, dass der Volksmund es so macht, aber darum muss es ja noch lange nicht richtig sein. 😀
Wenn jedoch auch der Duden mitzieht, von mir aus (wobei der ja auch Atlasse und Globusse zulässt *würg*).

Und nein, ich bin kein Ausbilder.
Und die Geschichte mit dem Martin-Horn / Martinshorn wurde mir auch nicht von einem solchen eingebläut. Bin ich selber mal auf meinen Streifzügen durchs Netz draufgestoßen.

Ich verstehe übrigens nicht, warum jetzt ein solch harscher Kommentar zurückkommt. Bin ich dir jetzt damit zu Nahe getreten, Tom?

14 Jahre zuvor

@Bernd-Brot: Ach was, Quark mit Soße. Sollte überhaupt nicht harsch klingen. Wenn das so war, dann entschuldige bitte. War nur etwas in Eile und habe das schnell hingetippert. Meiner Meinung nach ist das so wie mit dem „Eumel“ wenn alle Handwerker auf der Baustelle zu einem bestimmten Werkzeug „Eumel“ sagen, dann ist der korrekte Ausdruck dort eben Eumel und nicht Rohrwellenabziehundaufdrehkandelaberschindluderzange, auch wenn der Hersteller sie so nennt. Beim Martin-Horn® ist es eben noch so, daß es genauso bzw. sehr ähnlich heißt wie die allgemein gebräuchliche Bezeichnung Martinshorn. Es ist nach meinem sprachlichen Empfinden tatsächlich so, daß ich Martinshorn nicht nur für „auch möglich“, sondern für absolut richtig halte und dementgegen die Markenbezeichnung Martin-Horn® nur dann als angebracht anerkennen würde, wenn es beispielsweise um eine Ausschreibung oder Bestellung oder fachliche Prüfung o.ä. handelte. Demzufolge ging ich mit Deiner Grundaussage „es gibt kein MartinShorn“ nicht konform. Richtig wäre es, nach meiner Ansicht, zu sagen: Wenn man das Wort Martinshorn verwendet, schadet es nichts, wenn man weiß, daß es eigentlich auch eine Markenbezeichnung gibt, die da Martin-Horn®… Weiterlesen »




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