Bestattung interkulturell: Philippinen – Baum- und Hängesärge

Die Tradition der Baum- und Hängesärge auf den Philippinen – Ein einzigartiges Bestattungsritual

Die Art und Weise, wie verschiedene Kulturen ihre Toten ehren, spiegelt oft tief verwurzelte Glaubenssysteme, Traditionen und soziale Normen wider. Eine der faszinierendsten und außergewöhnlichsten Bestattungspraktiken der Welt findet sich auf den Philippinen: die Beisetzung von Verstorbenen in Hängesärgen, die an Felswänden oder Bäumen befestigt werden.

Diese jahrhundertealte Tradition wird vor allem von den Igorot-Stämmen im nördlichen Hochland der Philippinen praktiziert, insbesondere in der Provinz Sagada auf der Insel Luzon. Die Hängesärge sind nicht nur ein beeindruckendes visuelles Element in der Natur, sondern sie erzählen auch eine tiefgründige Geschichte über das Verhältnis der Menschen zu Tod, Ahnenkult und Spiritualität.

hängende Särge

Der Ursprung und die Bedeutung der Hängesärge

Die Praxis, Verstorbene in hängenden Särgen zu bestatten, ist keineswegs ein rein philippinisches Phänomen – ähnliche Traditionen existieren auch in Teilen Chinas und Indonesiens. Dennoch haben die Igorot diese Art der Bestattung über Jahrhunderte bewahrt und weiterentwickelt.

Warum hängen die Särge an Felsen oder Bäumen?

  • Nähe zu den Göttern: Die Verstorbenen sollen der spirituellen Welt näher sein, sodass ihre Seele leichter ins Jenseits gelangen kann.
  • Schutz vor Plünderern und wilden Tieren: Das Hochhängen der Särge verhindert, dass Grabräuber oder wilde Tiere die Ruhestätte der Toten stören.
  • Ahnenverehrung: Die Hängesärge sind für die Angehörigen sichtbar und dienen als physische Erinnerungsorte, die den engen Kontakt zwischen Lebenden und Toten betonen.

Wie funktioniert die Beisetzung in einem Hängesarg?

Das Bestattungsritual folgt einem genau festgelegten Ablauf und beginnt bereits zu Lebzeiten des Verstorbenen.

Der Ablauf der Hängesarg-Bestattung

  • Der Sargbau: Der zukünftige Verstorbene oder seine Familie fertigt den Sarg aus einem Baumstamm oder massiven Holzstück an.
  • Vorbereitung des Leichnams: Der Körper wird mit Kräutern und Rauch haltbar gemacht, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen.
  • Transport des Sarges zur Felswand: Die Gemeinschaft trägt den Sarg gemeinsam zur Begräbnisstätte.
  • Hängung des Sarges: Der Sarg wird entweder direkt in Felsspalten geschoben oder mit Seilen und Holzbalken an Felsvorsprüngen befestigt.

Die heutige Situation: Stirbt die Tradition aus?

Auch wenn die Praxis der Hängesarg-Bestattung bis heute in Sagada zu sehen ist, nimmt die Zahl der durchgeführten Zeremonien stark ab. Dies liegt vor allem an der zunehmenden Verbreitung christlicher Bestattungsriten und der Modernisierung der Gesellschaft.

Falsche Mythen über die Hängesärge

  • „Die Igorot glauben, dass die Körper niemals verwesen.“ Tatsächlich ist die Haltbarmachung des Körpers lediglich eine Maßnahme zur Verlangsamung der Zersetzung.
  • „Die Särge werden in luftigen Höhen aufgehängt, sodass die Seelen frei schweben können.“ Die Platzierung erfolgt in Höhen zwischen 3 und 10 Metern, um die Sicherheit des Grabes zu gewährleisten.
  • „Es ist ein geheimes Ritual, das von niemandem beobachtet werden darf.“ Touristen können die Särge in Sagada besichtigen.

Fazit: Eine einzigartige Form des Abschieds

Die Bestattungsrituale der Igorot bieten einen faszinierenden Einblick in eine Welt, in der die Verbindung zwischen Lebenden und Toten als untrennbar gilt. Die Hängesärge, die an steilen Felswänden kleben oder an Bäumen befestigt sind, zeugen von einem tiefen Respekt gegenüber den Ahnen und der Natur.

Obwohl die Tradition langsam ausstirbt, bleibt sie ein lebendiges Symbol für das spirituelle Erbe der Philippinen und eine Erinnerung daran, wie unterschiedlich Kulturen mit dem Tod umgehen können.

Episodenliste: 

Bildquellen:
  • hanging-coffins-2275059_1280: Richard Mcall auf Pixabay

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